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06.09.2018

Großbrand in der Altstadt: Brennt Wohngebäude (06.09.2018)

Einsatzstichwort: FEU Wohnung
Einsatzmeldung: Feuerschein in unbewohntem Haus
Einsatzort: Uferstraße, Holzminden
Alarmierte Schleifen: Mittelschleife Brand Holzminden, Großschleife Holzminden, Großschleife Neuhaus, Großschleife Silberborn
Fahrzeuge: LF 20/16, DLK 23/12, ELW 1, HLF 20/16, TLF 24/50, SW-KatS, LF 16-TS, RW, WLF m. AB-Sondergeräte u. AB-Aufenthalt, LF 8/6, MTW-EL m. FwA-Transport (JF), MTW, KdoW (Holzminden); DLA(K) 23/12, TLF 3000 (Höxter); LF 8/6, MTW (Stahle); ELW 1, HLF 20, TLF 16/25, MTW (Bevern); HAB 23/12, MTW (Stadtoldendorf); HLF 10, TLF 2000, TSF (Neuhaus); LF 10, MTW (Silberborn); GW-Versorgung, MTW, KdoW (Verpflegungskomponente/Fürstenberg)
Eingesetzte Kräfte: 77 (Holzminden), 6 (Höxter), 12 (Stahle), 20 (Bevern), 9 (Stadtoldendorf), 18 (Neuhaus), 18 (Silberborn)
Alarmzeit: 16:57 Uhr

Bericht:
Der Vollbrand eines leerstehenden Wohngebäudes in der Holzmindener Altstadt sorgte am Donnerstagnachmittag und -abend für einen Großeinsatz der Feuerwehr. Durch einen umfassenden, schnell und massiv vorgetragenen Löschangriff der Ortsfeuerwehr Holzminden konnte ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude verhindert werden.
Zur Unterstützung wurden Einsatzkräfte verschiedener benachbarter Feuerwehren angefordert. Der Löscheinsatz in der historischen Bausubstanz gestaltete sich aufwändig, der Feuerwehreinsatz dauerte mehr als 28 Stunden.
Um das Feuer löschen zu können, mussten Teile des Brandobjektes eingerissen werden. Abgesehen von leichten Verletzungen einer Einsatzkraft im Löscheinsatz kam niemand gesundheitlich zu Schaden.

Um 16:57 Uhr wurde am Donnerstag zunächst der 1. Zug der Feuerwehr Holzminden mit dem Stichwort "Feuer Wohnung" in die Uferstraße alarmiert, laut Meldung sollte Feuerschein in einem leerstehenden Wohngebäude gesichtet worden sein. Die ersten, sehr schnell eintreffenden Kräfte fanden ein in Vollbrand stehendes Wohngebäude vor, es kam zu einer massiven Rauchentwicklung über der Altstadt. Nur drei Minuten nach dem Erstalarm wurde daher umgehend der 1. Nachalarm ausgelöst und somit Vollalarm für die Ortsfeuerwehr Holzminden gegeben und außerdem die Drehleiter der Feuerwehr Höxter angefordert.

Eine Brandbekämpfung im Innenangriff war den Einsatzkräften aufgrund des Brandfortschrittes bereits bei Eintreffen nicht mehr möglich, es bestand durch die hohe Brandintensität zudem die sehr akute Gefahr einer Brandausbreitung auf die links und rechts sehr dicht angrenzenden Wohngebäude. Umgehend wurden daher die Bewohner beider Objekte evakuiert. Zum Schutz der Nachbargebäude trugen die Einsatzkräfte von allen Seiten her einen massiven Löschangriff mit bis zu sieben Löschrohren sowie den Wenderohren der Drehleitern aus Holzminden und Höxter vor. Aufgrund der in der Altstadt bekanntermaßen unzureichenden Leistungsfähigkeit des öffentlichen Hydrantennetzes wurde hierfür umgehend eine leistungsfähige Löschwasserversorgung von der unweit gelegenen Weser eingerichtet.

Bei dem Brandobjekt handelte es sich um ein seit längerem leerstehendes zweigeschossiges, in der für die Bauzeit typischen Holz-Lehm-Bauweise errichtetes Wohnhaus, welches von der Straße weg nach hinten im rechten Winkel abknickt. Links grenzt über nur eine gemeinsame Wand ein renoviertes, ebenfalls zweigeschossiges Wohnhaus mit ausgebautem Dachgeschoss an, welches von zahlreichen Parteien bewohnt wird und ebenfalls im rechten Winkel von der Straße weg abknickt und dort nach hinten unmittelbar an ein weiteres Gebäude angrenzt. Zum weiter links angrenzenden Schulgebäude besteht eine bauliche Trennung durch eine schmale Gasse. Rechts vom Brandobjekt befand sich in nur geringem Abstand ein weiteres, ebenfalls in Nutzung befindliches Wohngebäude mit weiteren, der Straße abgewandten, verschachtelten Anbauten.

Vom ersteintreffenden LF 20/16 wurde der Schwerpunkt auf die Abriegelung des links angrenzenden Wohnhauses gelegt, da hier aufgrund der lückenlosen Bauweise die größte Gefahr der Ausbreitung bestand. Hierzu kamen zunächst ein C-Rohr unter Atemschutz über das erste Obergeschoss sowie das Wenderohr der Drehleiter und zudem zwei weitere C-Rohre, ebenfalls unter Atemschutz, im Erd- und Dachgeschoss zum Einsatz. Die Wasserversorgung vom Unterflurhydranten an der Ecke Schulstraße musste aufgrund der geringen Lieferleistung soweit wie möglich aus dem Fahrzeugtank ergänzt werden.

Die Einspeisung der Drehleiter wurde daher sofort nach dem Eintreffen durch das TLF 24/50 übernommen, um die Minuten bis zum Bereitstehen einer Wasserversorgung von der Weser her zu überbrücken und gleichzeitig noch hinreichend Löschwasser für die eingesetzten Atemschutztrupps zur Verfügung zu haben. Noch während der ersten Löschmaßnahmen kam es infolge der bereits stattgefundenen hohen thermischen Aufbereitung zur Durchzündung des Brandobjektes.

Dem HLF 20/16 als zweitem eintreffenden Löschfahrzeug wurde die rechte Gebäudeseite zugewiesen. Zur Abriegelung des rechts angrenzenden Gebäudes wurden hier im Außenangriff zwei C-Rohre sowie kurz darauf auch ein B-Rohr vorgenommen. Die Wasserversorgung wurde dabei zunächst über den Unterflurhydranten im Bereich Ecke Weserstraße sichergestellt. Bereits bei der Aufstellung des HLF 20/16 sowie des TLF 24/50 wurde eine Aufstellfläche für die auf Anfahrt befindliche Höxteraner Drehleiter freigehalten, welche unmittelbar nach Eintreffen ebenfalls mit dem Wenderohr eingesetzt wurde.

Sehr frühzeitig war zudem die Gliederung des Einsatzes in die beiden Abschnitte Brandbekämpfung und Wasserversorgung erfolgt. Die Aufgabe der Wasserversorgung von der Weser her wurde noch während der Anfahrt den Einheiten des 2. Zuges sowie dem Schlauchwagen zugewiesen.

Mit den Pumpen von LF 16-TS und AB-Sondergeräte wurden insgesamt vier B-Leitungen zur Versorgung der Tanklöschfahrzeuge aus Holzminden und Höxter sowie des LF 20/16 gespeist. Der SW-KatS stand darüberhinaus bereit, um bei Bedarf sofort eine weitere doppelte B-Leitung über die Weserstraße in den Bereich Kirchplatz/Glockenpfuhl legen zu können, dies war jedoch glücklicherweise nicht mehr nötig. Weiterhin wurden durch das LF 20/16 sowie das LF 16-TS weitere C-Rohre zur Brandbekämpfung im Außenangriff vorgenommen.

Trupps unter Atemschutz kontrollierten sämtliche Wohnungen des links an das Brandobjekt angrenzenden Wohnhauses. Hierzu mussten etliche verschlossene Türen gewaltsam geöffnet werden. Glücklicherweise wurde hier jedoch niemand mehr angetroffen, sodass das Augenmerk vollständig auf die Verhinderung einer Brandausbreitung gelegt werden konnte.

Durch den schnellen und massiven, zielgerichteten Einsatz beider Züge der Ortsfeuerwehr Holzminden sowie der Höxteraner Drehleiter konnte das Feuer zügig zumindest soweit unter Kontrolle gebracht werden, dass die Nachbargebäude nicht mehr akut bedroht waren.

Die weiteren Löschmaßnahmen erstreckten sich vor allem über den rückwärtigen Bereich sowie den Einsatz der Hubrettungsfahrzeuge. Als Angriffswege standen rückwärtig lediglich das links angrenzende Nachbargebäude sowie der Innenhof des rechten Nachbargebäudes zur Verfügung, die trotz Einriss einer Wand beide keinen optimalen Zugang boten, ohne dabei eine unverhältnismäßige Eigengefährdung einzugehen.

Da sich für den Löscheinsatz ein hoher Bedarf an Atemschutzgeräteträgern abzeichnete, wurden bereits gut eine halbe Stunde nach dem ersten Alarm die im 2. Nachalarm hinterlegte Ortsfeuerwehr Bevern sowie die benachbarte Löschgruppe Stahle der Feuerwehr Höxter nachalarmiert. Hierzu wurde ein dritter Einsatzabschnitt für die Atemschutzreserve und den Bereitstellungsraum gebildet. Die Atemschutztrupps wurden zentral gesammelt und von hier für den Einsatz im Abschnitt Brandbekämpfung nach und nach abgerufen. Allein vonseiten der Ortsfeuerwehr Holzminden wurden rund 20 Atemschutzgeräte für Angriffs- und Sicherheitstrupps sowie im Korb der Drehleiter eingesetzt.

Um die hinteren Gebäudeteile des Brandobjektes auch aus der Höhe erreichen zu können, wurde die Hubarbeitsbühne der Ortsfeuerwehr Stadtoldendorf angefordert, welche aufgrund ihres knickbaren Auslegers auch für die Drehleitern unzugängliche Bereiche erreichen konnte.

Frühzeitig wurden Bürgermeister sowie Ordnungs- und Bauamt informiert. Kreis- und Regierungsbrandmeister machten sich vor Ort ein Bild des Einsatzes. Aufgrund der sich abzeichnenden Einsatzdauer forderte die Einsatzleitung die Verpflegungskomponente der Kreisfeuerwehr Holzminden an, die in den Räumlichkeiten des Gemeindehauses der Luthergemeinde eine Verpflegungsstelle einrichtete.

Als deutlich wurde, dass die eingesetzten Kräfte im anstrengenden Löscheinsatz zügig verbraucht würden, wurde gegen 19 Uhr zusätzlich Alarm für den 3. Zug der Feuerwehr Holzminden, bestehend aus den Ortsfeuerwehren Neuhaus im Solling sowie Silberborn, gegeben. Das HLF der Ortsfeuerwehr Neuhaus übernahm die Sicherstellung des Grundschutzes in Holzminden und wurde dazu mit einer erfahrenen, ortskundigen Führungskraft verstärkt. Um unterdessen auch den Brandschutz in den Hochsollingortschaften zu gewährleisten, wurde die benachbarte Ortsfeuerwehr Schönhagen der Feuerwehr Uslar alarmiert, die mit einer Fahrzeugbesatzung am Feuerwehrhaus in Neuhaus in Bereitstellung ging.

Nachdem die akute Ausbreitungsgefahr des Feuers unterbunden war, konnten die überörtlichen Kräfte ab ca. 20:30 Uhr sukzessive reduziert werden. Wegen der einbrechenden Dunkelheit musste eine umfangreiche Beleuchtung der Einsatzstelle aufgebaut werden. Wegen teils starker Brandzehrung der Fachwerkbalken und infolge des Löscheinsatzes einstürzender durchgeweichter Lehmdecken und -wände musste von einer akuten Einsturzgefahr des Brandobjekts ausgegangen werden.

Nach Begutachtung der Standsicherheit des Brandobjekts durch alarmierte Baufachberater des THW-Ortsverbandes Northeim bestätigte sich die angenommene Einsturzgefahr, sodass auch weiterhin kein Innenangriff und damit kein vollständiges, sicheres Löschen des Brandes möglich war. Die Löscharbeiten konnten daher nach wie vor nur im Außenangriff, auch über die Hubrettungsfahrzeuge, erfolgen.

Die gegen 22 Uhr auf Zugstärke reduzierten Einsatzkräfte setzten für die Löscharbeiten unter anderem Schwerschaum ein, gegen 23 Uhr war eine erneute Zunahme der Rauchentwicklung festzustellen. Für die Logistik mit Betriebsmitteln für die eingesetzten Gerätschaften sowie weitere Einsatzmittel wurden ein Mannschaftstransport- sowie der Kommandowagen eingesetzt.

Ab Mitternacht übernahm eine Brandwache in Gruppenstärke mit dem HLF 20/16 und der Drehleiter die Kontrolle der Brandstelle. Als Unterkunft wurde der AB-Aufenthalt genutzt. Mehrfach mussten die Einsatzkräfte im Verlauf der Nacht aufflammende Glutnester im Außenangriff ablöschen, um eine erneute akute Gefährdung der Nachbarobjekte zu unterbinden. Besonders positiv hob Einsatzleiter und Stadtbrandmeister Manfred Stahlmann die Versorgung der Einsatzkräfte durch Anwohner sowie das benachbarte Alten- und Pflegeheim "Residenz zur Weserbrücke" und die ebenfalls benachbarte Luther-Kirchengemeinde hervor.

Da auch noch am Freitagmorgen ein stetes Wiederaufflammen von Glutnestern zu verzeichnen war, wurde in Abstimmung mit dem Bauamt und der für die Brandursachenermittlung zuständigen Polizei entschieden, das Gebäude in Teilen einzureißen um das Feuer endgültig löschen zu können. Auch ein vom Bauamt hinzugezogener externer Statiker hatte zuvor eine bestehende Einsturzgefahr des Brandobjekts bestätigt. Zur Vorbereitung des Teileinrisses wurden zunächst die bereits abgesperrten Versorgungsleitungen aus Sicherheitsgründen unterirdisch gekappt.

Mit dem Eintreffen eines angeforderten großen Abrissbaggers gegen 16 Uhr am Freitag konnte mit dem teilweisen Abtragen des Gebäudes begonnen werden. Ziel war es, einen Zugang für einen als Möbellager genutzten Raum im Erdgeschoss zu schaffen, von welchem aus das Feuer immer wieder aufflammte. Nach dem Abschluss dieser Arbeiten gegen 19:30 Uhr konnten die zwischenzeitlich wieder auf eine Stärke von rund 15 Kameraden erhöhten Einsatzkräfte das letzte und hartnäckigste Brandnest mit einem gezielten Schwerschaumeinsatz über die Drehleiter endgültig löschen. Beeindruckend war, dass sich das Feuer auch weit über 24 Stunden nach Brandausbruch noch immer unvermindert im Inneren der vom Abrissbagger geborgenen Eichenbalken voranfraß.

Nach dem Löschen des Feuers und Übergabe der Einsatzstelle an den Eigentümer konnte Ortsbrandmeister Michael Nolte unter dem spontanen Beifall einiger anwesender Zuschauer den Befehl zum Abmarsch geben. Nach rund 28,5 Stunden endete ein kräfte- und materialintensiver Brandeinsatz in der Altstadt, mit dem ein Übergreifen auf gleich mehrere benachbarte Gebäude erfolgreich verhindert werden konnte. Insgesamt waren hierfür zu Spitzenzeiten mehr als 150 Feuerwehrkräfte zeitgleich eingesetzt.

Fotos: M. Stahlmann/K. Reim/G. Hartmann/D. Winter/J. Drescher/T. Kumlehn/M. Borgolte/J. Schwingel/O. Ahlbrecht

Kategorie: Einsätze-Fw-Holzminden, Einsätze-Fw-Neuhaus, Einsätze-Fw-Silberborn
Von: J. Schwingel