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08.03.2019

Neue Drehleiter DLAK 23/12 offiziell übergeben und in Dienst gestellt (08.03.2019)

Nun ist sie endgültig in Holzminden angekommen: Die "Königin der Einsatzfahrzeuge", wie sie Ortsbrandmeister Michael Nolte liebe- und zugleich respektvoll nannte, wurde offiziell übergeben. Bereits seit dem Brandschutzbedarfsplan im Jahre 2014 ist die Notwendigkeit dieses neuen Fahrzeuges unumstritten. Die Rede ist von der neuen DLAK 23/12. Sie ersetzt ein 27 Jahre altes Vorgängermodell der Firma Camiva und konnte ihre Stärken seit der Auslieferung im Januar bereits bei mehreren Einsätzen unter Beweis stellen.

Am Freitagabend waren viele Gäste aus den Reihen der Feuerwehren, anderer Hilfsorganisationen, der Politik und auch der Verwaltung der Einladung der Holzmindener Feuerwehr gefolgt. Die feierliche Übergabe und offizielle Indienststellung der Drehleiter stand auf der Tagesordnung. Ortsbrandmeister Nolte freute sich sichtlich, bei der Eröffnung eine so große Zuschauerzahl begrüßen zu können.

In seiner Ansprache erklärte Nolte, dass dieses Fahrzeug, in dessen Rettungskorb er stehe, speziell auf die Holzmindener Bedürfnisse zugeschnitten sei. Es sei ein langer Weg gewesen, bis die DLAK nun letztendlich hier auf dem Hof des Feuerwehrgerätehauses stehen könne. Allen, die diesen Weg gemeinsam beschritten haben, sprach der Ortsbrandmeister seinen Dank aus, bevor er das Wort an den Stadtbrandmeister weitergab.

Stadtbrandmeister Stahlmann berichtete, ebenfalls sehr erfreut über die große Zahl der Anwesenden, über den Verlauf der Beschaffung und Planung. Seit 2016 liefen die Planungen. Es wurden ein Leistungsverzeichnis erstellt, der Markt analysiert und verschiedene Modelle durchdacht. Schließlich kamen nach der europaweiten Ausschreibung mehrere Hersteller mit einem Vorführmodell nach Holzminden. In den Vergleichsvorführungen direkt in Holzminden kristallisierte sich die L32A XS 3.0 der Firma Rosenbauer als für die Anforderungen am besten geeignetes Produkt heraus.

Als der Beschluss für die Beschaffung dieses Fahrzeuges gefallen war, folgten nach der Bestellung weitere Termine, unter anderem auch Baubesprechungen in Karlsruhe bei der Firma Rosenbauer. Gut 10 Monate dauerte es, die neue Drehleiter der Feuerwehr Holzminden auf ein Mercedes-Benz-Fahrgestell zu bauen und zur Auslieferung bereitzustellen. Wie sich herausstellte, waren das für das 27 Jahre alte Vorgängerfahrzeug zwei Monate zuviel. Dieses erlag im November 2018 einem Totalausfall nach Hydraulikschaden, eine Reparatur hätte zu lange gedauert und wäre zudem nicht wirtschaftlich gewesen, wie Stadtbrandmeister Stahlmann darstellte. Somit war die Stadt Holzminden auf die Unterstützung der benachbarten Feuerwehren aus Höxter, Stadtoldendorf und Uslar angewiesen. Hierfür dankte Stahlmann den Vertretern der einzelnen Wehren in seinen Grußworten noch einmal ausdrücklich.

Auch der Bürgermeister Jürgen Daul bedankte sich bei den benachbarten Feuerwehren für die mehrmalige Unterstützung in Holzminden. Er dankte aber auch der Öffentlichen Versicherung und dem Landkreis Holzminden, die dieses 630.000 Euro teure Projekt nicht unerheblich bezuschusst haben. "630.000 Euro sind eine Menge Holz", erklärte Daul in seinen Ausführungen. Aber jeder Cent davon fließe in die Sicherheit der Holzmindener Bürger und sei damit voll gerechtfertigt, machte er deutlich. Auch der Dank an alle Holzmindener Feuerwehrkameraden kam in den Worten des Bürgermeisters nicht zu kurz. Im Anschluss an seine Worte übergab der Bürgermeister den symbolischen Fahrzeugschlüssel an den Stadtbrandmeister und wünschte dabei eine stets sichere Heimkehr von allen Einsätzen, zu denen die Feuerwehr gerufen wird. Dankend nahm der Stadtbrandmeister den Schlüssel in Empfang, um ihn, mit den besten Wünschen, an den Ortsbrandmeister Michael Nolte weiterzureichen. Damit ist das neue Hubrettungsfahrzeug nun auch feierlich und offiziell in den Einsatzdienst der Feuerwehr Holzminden gestellt worden.

Nachdem das Fahrzeug und die Einsatzkräfte den christlichen Segen durch Pastor Uwe Meyer empfangen durften, stellte Michael Nolte das neue Rettungsgerät kurz vor.

Die automatische Drehleiter mit Korb DLAK 23/12 nach DIN EN 14043 dient vorrangig zur Rettung von Menschen aus Höhen, etwa als Rettungs- und Angriffsweg im Rahmen von Brandeinsätzen an Gebäuden oder zur Rettung nach Unfällen oder medizinischen Notfällen. Die "automatische" Funktion ermöglicht einen schnellen Einsatz durch mehrere zeitgleich ausgeführbare Bewegungen; normgemäß erreicht das Fahrzeug dabei eine Rettungshöhe von 23 Metern bei einer Ausladung von 12 Metern.

Die 15,5 Tonnen schwere DLAK basiert auf einem Fahrgestell vom Typ Mercedes-Benz Atego 1630 F mit einem 300 PS starken Euro-6-Dieselmotor sowie einem vollautomatischem Wandlergetriebe zur Entlastung des Maschinisten auf Einsatzfahrten. Im serienmäßigen Fahrerhaus findet eine Truppbesatzung Platz. Als weitere Besonderheiten dienen dem Fahrer ein Fußtaster für die Bedienung des Sondersignalhorns, ein Navigationsgerät sowie eine Rückfahrkamera.

Die feuerwehrtechnische Beladung wird überwiegend in insgesamt acht Geräteräumen mitgeführt, wovon zwei je Fahrzeugseite den Raum bis unter den Leiterpark ausnutzen und ein Durchladen ermöglichen, sodass die Notwendigkeit das Podium für die Entnahme von Ausrüstung zu betreten minimiert wird, was gegenüber dem Vorgängerfahrzeug einen deutlichen Sicherheitsgewinn darstellt.

Der Drehleiteraufbau des vierfach waagerecht-senkrecht abstützbaren Fahrzeugs besteht aus einem fünfteiligen Leiterpark, dessen oberstes Segment im vorderen Bereich abknickbar ist. Dies ermöglicht gegenüber dem Vorgängerfahrzeug einen deutlich vergrößerten Aktionsradius und so zum Beispiel das Hinterfahren von Gebäuden, das Überfahren von Dachvorsprüngen und Gauben sowie ein Anleitern unter besonders beengten Platzverhältnissen. Auch im Unterflurbereich ergeben sich hierdurch mehr Einsatzmöglichkeiten.

Weiterhin ist es durch das Gelenkteil möglich, den Rettungskorb vor dem Fahrzeug abzusenken, sodass ein besonders schneller und sicherer Einstieg, etwa unter Atemschutz möglich ist. Der an der Leiterspitze montierte 5-Personen-Rettungskorb ist mit 500 kg belastbar und äußerst multifunktional nutzbar. Er kann bei Bedarf über die komplette Breite geöffnet werden, beispielsweise um Rollstuhlfahrer zu retten. Für die Sicherung von Einsatzkräften sind diverse Anschlagpunkte vorhanden.

Zur Rettung liegender Patienten, wie zum Beispiel im Rahmen der häufig durchzuführenden Unterstützung des Rettungsdienstes, führt die DLAK eine Krankentragenlagerung mit. Diese kann sowohl "klassisch" auf der Korbreling als auch auf dem Korbboden befestigt werden, wobei letzteres den Aktionsradius zusätzlich zum abwinkelbaren Korbarm gegenüber dem Vorgängerfahrzeug weiter erhöht. Sie kann zudem sowohl die Krankentragen des Rettungsdienstes als auch die mitgeführte Schleifkorbtrage aufnehmen. Zur seilunterstützten Rettung und Sicherung werden auf dem Fahrzeug zudem die Gerätesätze "Absturzsicherung" sowie "Auf- und Abseilgerät" mitgeführt.

Für den Brandeinsatz ist eine feste Verrohrung für die Löschwasserleitung bis in den Rettungskorb vorhanden. Hier ist die Löschmittelabgabe entweder über handgeführte Strahlrohre oder über einen anbaubaren leistungsfährigen manuellen Wasserwerfer möglich. Eine Korbaufnahme für den mitgeführten elektrischen Hochleistungslüfter ermöglicht zudem Lüftungsmaßnahmen vom Drehleiterkorb aus. Weiterhin ist am Drehkranz eine faltbare Schuttmulde verlastet, welche kippbar im Rettungskorb befestigt werden kann und vorrangig zum Ausräumen von Brandgut dient.

Als Ausstattung für technische Hilfeleistungen sind insbesondere zwei Kettensägen (elektrisch und benzinbetrieben) zu nennen, die vorwiegend bei der Beseitigung von Sturmschäden zum Einsatz kommen. Die Stromversorgung im Korb wird über einen betriebsbereit und fernstartbar am Drehkranz mitgeführten, leistungsstarken Stromerzeuger sichergestellt.

Für die Eigensicherheit der Einsatzkräfte sorgen eine LED-Umfeld- sowie Aufstiegsbelechtung, Scheinwerfer am Korb sowie am Leiterpark ermöglichen ein schnelles Ausleuchten von Einsatzstellen. Von seinem Arbeitsplatz am Drehkranz kann der Drehleitermaschinist zudem auf verschiedene Kameras im Leiter- bzw. Korbbereich zugreifen, was insbesondere für die Sicherheit beim Hinterfahren von Hindernissen von Bedeutung ist.

Eine gute Wahrnehmbarkeit im Verkehr und an Einsatzstellen wird durch diverse Blauen LED-Blitzern und -Lichtern sowie Presslufthörner, die tagesleuchtrote Folienbeklebung und eine LED-Heckwarneinrichtung gewährleistet.

Nolte dankte besonders dem achtköpfigen Abholer- und Ausbilderteam, bevor der Teil kam, auf den viele gespannt gewartet hatten: Im Anschluss an die Worte des Ortsbrandmeisters wurde die neue Drehleiter ausgiebig durch alle Besucher inspiziert und ausprobiert. Viele Fragen wurden beantwortet, viele Gespräche wurden geführt, während der Freitagabend bei einem kleinen Imbiss in geselliger Runde am Gerätehaus ausklang.

Eine ausführliche bebilderte Vorstellung des Fahrzeugs erfolgt im Fahrzeugsteckbrief im Bereich Technik.

Kategorie: Aktuelles-Fw-Holzminden
Von: G. Hartmann/J. Schwingel
Fotos: G. Hartmann