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21.12.2018

Holzminden: Menschenrettung aus in Vollbrand stehender Wohnung (21.12.2018)

Einsatzstichwort: FEU Wohnung
Einsatzmeldung: massive Rauchentwicklung aus Fenster
Einsatzort: Unter dem Kiekenstein, Holzminden
Alarmierte Schleifen: Mittelschleife Brand, Großschleife
Fahrzeuge: LF 20/16, HLF 20/16, ELW 1, TLF 24/50, SW-KatS, LF 8/6, MTW, MTW m. FwA-Transport, MTW-EL (Holzminden); DLA(K) 23/12 (Höxter); HAB 23/12, ELW 1, LF 20/16 (Stadtoldendorf); LF 16-TS, RW, WLF m. div. AB-Mulde (Holzminden)
Eingesetzte Kräfte: 57 (Holzminden), 3 (Höxter), 13 (Stadtoldendorf)
Alarmzeit: 18:30 Uhr

Bericht:
Anwohner der Straße "Unter dem Kiekenstein" setzten am Freitagabend einen Notruf ab, der nichts Gutes erwarten lies: Ein Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus wurde gemeldet, es sollte massiv Rauch aus einem Fenster dringen. Sofort alarmierte die Leitstelle in Hameln die Feuerwehr Holzminden in Zugstärke mit dem Stichwort "Feuer Wohnung" zur Schadensstelle. Den ersten Kräften wurde auf der Anfahrt mitgeteilt, dass sich noch eine Person in der Wohnung befinden solle, welche diese nicht eigenständig verlassen könne.

Beim Eintreffen der ersten Kräfte mit dem LF 20/16 konnte die massive Rauchentwicklung bestätigt werden. An einem Fenster neben der Eingangstür schrie ein älterer Herr um Hilfe. Er konnte die Haustür nicht eigenständig öffnen und war der Gefahr des Brandrauches schutzlos ausgesetzt. Hinter ihm stand die Wohnung in Vollbrand. Ein Feuerwehrkamerad wurde daraufhin zur Betreuung des Mannes abgestellt. Nachdem die Wohnungstür mittels schwerem Brechwerkzeug unter massiver Gewalteinwirkung geöffnet werden konnte, retteten die Einsatzkräfte den Senior, welcher bereits Zeichen einer Bewusstlosigkeit aufwies und übergaben ihn dem Rettungsdienst.

Im Anschluss daran ging ein Angriffstrupp unter Atemschutz zur Brandbekämpfung mit einem C-Rohr durch den Hauseingang in das Wohnzimmer vor. Dieser Löschangriff gestaltete sich schnell als schwierig, da die Wohnung massiv vermüllt war. Große Gegenstände, unter anderem ein alter Kühlschrank, mussten auf dem Weg zum Brandherd aus dem Weg geräumt werden. Parallel wurde hinter dem Trupp ein Lüfter in Stellung gebracht, um die Sicht im Inneren zu verbessern und die enorm heißen Brandgase vom Trupp fernzuhalten. Der Innenangriff von dieser Seite wurde nach einem Teilerfolg abgebrochen, da ein weiteres Vorankommen kaum möglich war.

Somit wurde die Brandbekämpfung durch einen zweiten Trupp, welcher von hinten über ein Steckleiterteil durch ein Fenster in die Wohnung eingestiegen war, fortgesetzt. Da der Weg zum Brandherd von der Rückseite viel kürzer war, konnte hier zügig ein Löscherfolg erzielt werden. Auch dieser Trupp wurde im weiteren Verlauf durch einen Drucklüfter im Rücken unterstützt. Die angeforderte Drehleiter der Feuerwehr Höxter wurde ebenfalls auf der Gebäuderückseite in Stellung gebracht. Aus dem Korb wurde zunächst das Obergeschoss kontrolliert und auch dort ein Rauchabzug geschaffen. Später wurde die Drehleiter zur Belüftung mittels Drucklüfter eingesetzt. Alarmiert worden war auch die Hubarbeitsbühne der Feuerwehr Stadtoldendorf. Diese ging im Bereich Nordstraße in Bereitstellung, musste aber nicht eingesetzt werden.

Da aufgrund der hohen Brandlast in der Wohnung ein erhöhter Bedarf an Atemschutzgeräteträgern bestand, entschied sich die Einsatzleitung, einen weiteren Zug zur Einsatzstelle zu alarmieren. Hierzu wurde die Großschleife der Ortsfeuerwehr Holzminden ausgelöst. Durch die Lichtmasten der Einsatzfahrzeuge und diverse Scheinwerfer wurde die gesamte Einsatzstelle hell erleuchtet. Auch ein Radlader des Bauhofes und das WLF mitsamt Mulde wurden durch die Feuerwehr zur Einsatzstelle nachgeführt. Um das Brandgut aus dem Wohnzimmer ins Freie zu befördern, wurde mittels Kettensäge der Rahmen eines Fensters entfernt, auch der Gartenzaun, das Geländer einer Kellertreppe und ein Fahnenmast mussten mittels Kettensäge und Flex demontiert werden.

Auf diese Weise konnte das Ausräumen des Brandgutes erheblich erleichtert werden. Nach dem Ablöschen in den bereitgestellten Abrollmulden verbrachte das WLF dieses auf einer abgezäunte Freifläche, welche unterdessen vom LF 16-TS ausgeleuchtet wurde. Insgesamt kamen im Einsatzverlauf sechs Trupps unter Pressluftatmern sowie zwei unter Filter-Atemschutzgeräten zum Einsatz. Im Verlauf der Aufräumarbeiten wurden auch leichte Chemikalienschutzanzüge eingesetzt, um die Einsatzkleidung der Feuerwehrkräfte zu schonen.
Zwischenzeitlich waren die Drehleiter aus Höxter sowie die Gruppe 1 der Ortsfeuerwehr Holzminden (die an diesem Abend ihre Gruppenversammlung abhielt) aus dem Einsatz entlassen worden. Während des Einsatzes wurden die Einsatzkräfte durch die gegenüber wohnende Familie zweier Feuerwehrkameraden mit Kaffee, Tee und der Bereitstellung von Sanitäranlagen versorgt. Hierfür bedankt sich die Einsatzleitung im Namen aller Einsatzkräfte noch einmal recht herzlich.

Nach rund fünf Stunden war die Wohnung komplett leergeräumt und alle Glutnester abgelöscht. Nach einer abschliessenden Kontrolle wurde die Wohnung behelfsmäßig wieder verschlossen und der Polizei übergeben. Diese nahm auch die Ermittlungen zur Brandursache auf. Neben dem geretteten Bewohner verletzte sich im Atemschutzeinsatz ein Feuerwehrmann leicht an der Hand. Er konnte nach kurzer ambulanter Behandlung durch die an der Einsatzstelle bereitstehende Johanniter-Unfallhilfe wieder in den Einsatz zurückkehren. Nachdem die Einsatzstelle zurückgebaut war, standen am Gerätehaus noch weitere Aufgaben an, um die Fahrzeuge wieder einsatzbereit zu machen. Somit endete der Einsatz der Feuerwehr gegen 0:30 Uhr am Samstag nach einer Dauer von rund sechs Stunden.

Während des Einsatzes war den Einsatzkräften gegen 21 Uhr noch eine weitere Einsatzstelle im Ortsgebiet gemeldet worden. Im Bereich der Bleiche war es infolge der Wetterlage zu Sturmschäden an mehreren Bäumen gekommen. Eine Besatzung des LF 16-TS erkundete die Lage und räumte mehrere abgerissene Äste von der Fahrbahn, sodass diese anschließend wieder gefahrlos benutzbar war.

Kategorie: Einsätze-Fw-Holzminden
Von: G. Hartmann/J. Schwingel
Fotos: G. Hartmann/T. Stahlmann/D. Kumlehn/K. Reim