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10.08.2019

Feuerwehr übt Gefahrstoffunfall in Allersheim (10.8.2019)

 

Einheiten der Kreisfeuerwehrbereitschaft Holzminden, der Werkfeuerwehr Symrise und der Gefahrgutzug der Feuerwehr Holzminden führten eine Gefahrstoff-Übung in Allersheim durch.

Ein stechender Geruch liegt in der Luft. Aufgeregt laufen Personen durch die Gegend, Ammoniak ist ausgetreten. Dieses Szenario haben Rettungskräfte aus dem Landkreis Holzminden führ eine groß angelegte Übung angenommen. Eine große Leckage durch einen technischen Defekt in dem Kühlkreislauf der Brauerei Allersheim sollte der Auslöser sein. Die Einsatzkräfte trainierten damit die Bewältigung eines Unfalls mit gefährlichen Stoffen.

Ammoniak ist ein Gas was unter anderem in Kühlanalgen verwendet wird. Schon geringe Mengen nimmt man durch den charakteristischen stechenden Geruch wahr. Ammoniak ist in unterschiedlichen Konzentrationen auch im Haushaltsbereich z.B. als Salmiakgeist bekannt. Ammoniak lässt sich sehr gut mit Wasser verdünnen und evtl. entstandene Gase oder Nebel können mit Wasserschleiern niedergeschlagen werden, um eine Ausbreitung verhindern.
Die Brauerei hat Schutzmaßnahmen verbaut, die bei einem Austritt von kleinsten Mengen Ammoniak die Kühlanlagen im Gebäude sofort abriegeln und ein weiteres Austreten unterbinden. 

Unter Leitung des stv. Zugführers des Gefahrgutzuges Carsten Bertram arbeiteten die Einsatzkräfte aus Kreis-, Werk- und Ortsfeuerwehr die angenommene Schadenlage gemeinsam ab. Unter den kritischen Blicken von Betriebsleiter Rudolf Ley, stv. Kreisbrandmeister Ralf Knocke und Kreisbereitschaftsführer Michael Eisenbeis zeigten die über 50 Feuerwehrfrauen und Männer aus den verschiedenen Einheiten, dass sie mit einer solchen Lage sehr gut umgehen können.

In schwereren Chemikalienschutzanzügen (CSA) drangen die Einsatzkräfte in das Gebäude vor.  Durch die dicken Decken und Wände des Gebäudes wurde die Reichweite der Funkgeräte eingeschränkt, sodass besondere Maßnahmen ergriffen werden mussten, um eine Funkverbindung herzustellen. 

Der CSA schützt die Träger vor den chemischen Einflüssen aus der Umgebung, da er flüssigkeits- und gasdicht ist. Unter dem CSA muss die Einsatzkraft ein Atemschutzgerät mit Luftvorrat tragen. Gerade bei den momentan sehr warmen Temperaturen stellt das Tragen eines CSA hohe körperliche Anforderungen an die Einsatzkräfte. Im Inneren des Anzuges herrscht schon nach kurzer Zeit ein Klima, das mit dem in einer Sauna vergleichbar ist.

Auf dem Weg in den Keller zur Austrittsstelle des Ammoniaks haben die CSA-Träger einen 80kg schweren Dummy vorgefunden, der einen Arbeiter simulierte. Zur Rettung musste dieser über zwei Etagen aus dem Keller nach oben gebracht werden. Der gerettete Arbeiter musste anschließend an einer Dekontaminationsplatz (Dekon-Platz) gereinigt werden, damit er vom Rettungsdienst weiter versorgt werden konnte. Um den Dekon-Platz zu betreiben, wurde eine Wasserversorgung aus der auf dem Gelände befindlichen Löschwasserzisterne hergestellt.

Der Dekon-Platz ist aufgebaut um Personen, Einsatzkräfte und Gerätschaften, die mit dem ausgetretenen Gefahrstoff in Berührung gekommen sind soweit zu reinigen, dass sie dem Rettungsdient übergeben werden können beziehungsweise ihre Schutzkleidung ohne Verschleppung des Gefahrstoffes ablegen können. Dazu wird verschmutzte Kleidung von betroffenen Personen abgelegt und die Körperoberfläche gereinigt.
Die eingesetzten CSA werden ebenfalls gründlich gereinigt, in der Regel mit Wasser, das mit Zusatzstoffen versehen ist.

Um die Leckstelle im Keller zu lokalisieren wurden Messgeräte eingesetzt, die in Echtzeit ein Ansteigen oder Absinken der Gaskonzentration anzeigen. So konnte der genaue Austrittsort der Leckage ermittelt werden, er befand sich im alten Gärkeller an einer Rohrleitung. Zur realitätsnahen Darstellung wurden kleine Probeflaschen mit unterschiedlichen Gaskonzentrationen verteilt, an denen die Messungen vorgenommen werden konnten.

Der weitere Austritt des Gefahrstoffes wurde durch das Schließen eines Schiebers im Keller gestoppt. Da sich dieser in zwei Meter Höhe befand, musste zunächst eine Leiter durch das enge Treppenhaus nachgeführt werden.

Vorrangiges Ziel der Übung war die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einheiten der Feuerwehr. zu intensivieren. Das Vermischen von Teilen der Mannschaft hat zum besseren Kennenlernen untereinander beigetragen. Auch konnten die jeweiligen Einheiten ihre speziellen technischen Fähigkeiten darstellen.

Mit freundlicher Unterstützung der Brauerei Allersheim konnte die anspruchsvolle Übung durchgeführt werden. Betriebsleiter Ley zeigte sich in der Abschlussbesprechung sehr zufrieden mit dem Verlauf der Übung, wurde hier durch die Einsatzkräfte wieder viel Ortskenntnis erlangt. Außerdem konnten betriebliche Vorbereitungen auf eine solche Schadenlage erfolgreich überprüft werden.

Die Versorgung wurde anschließend durch die Verpflegungskomponente der Kreisfeuerwehr an der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) durchgeführt. Auch so etwas muss geübt werden, denn solche Einsätze können sich teilweise über mehrere Stunden hinziehen. Eine gute Versorgung der Einsatzkräfte ist dann ein wichtiger Baustein im Einsatzkonzept. Die Versorgungskomponente hat schon in der Vergangenheit bei diversen Einsätzen zu allen Tages- und Nachtzeiten ihr Können gezeigt und die Einsatzkräfte gut versorgt.

Organisation und Fähigkeiten der eingesetzten Einheiten

Der 5. Zug der Kreisfeuerwehrbereitschaft Holzminden besteht aus den Gruppen "Dekontamination" und "Messen". Neben Material zur Dekontamination werden spezielle Messgeräte teilweise in Fahrzeugen eingesetzt, um Ausbreitungen und Schadstoffkonzentrationen zu lokalisieren und zu bestimmen.

Der Gefahrgutzug wird durch die Ortsfeuerwehr Holzminden gestellt. Er hat Ausrüstung und Spezialgerät um Schadenlagen abzuarbeiten, bei denen eine Gefahr von Gefährlichen Stoffen und Güter ausgeht. Der Hauptteil der Spezialausrüstung ist auf dem Abrollbehälter Gefahrgut verladen. Ein weiterer Abrollbehälter ergänzt diesen mit Material zum Aufbau eines Dekon-Platzes, der die höchste von drei Anforderungsstufen erfüllt.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit Gefahrstoffe zu messen, aufzufangen und umzupumpen. Der Gefahrgutzug wird im gesamten Gebiet des Landkreises Holzminden eingesetzt, auf Anforderung auch darüber hinaus.

Die Werkfeuerwehr Symrise ist für den Brandschutz, die Hilfeleistung bei technischen Notfällen und Unglücken mit Beteiligung von gefährlichen Stoffen in den beiden Werkteilen „Weser“ und „Solling“ sowie den firmeneigenen Außenlagern im Umkreis zuständig. Zur Erfüllung dieser Aufgaben steht der Werkfeuerwehr ein umfangreicher Fuhrpark und spezifische Sondergeräte in beiden Werkteilen zur Verfügung. Auf Anforderung der öffentlichen Feuerwehren stellt die Werkfeuerwehr Symrise ihr Expertenwissen und die Spezialausrüstung außerhalb der Werkgelände zur Verfügung.

 

 

Kategorie: Aktuelles-Fw-Holzminden
Von: H. Kleinod; Fotos: K. Blume, K. Reim, H. Kleinod